Sebastian Arnold: «Es reicht halt schon ein Schritt vor die Wohnungstür»

An der diesjährigen NOB-Konferenz wurde Sebastian Arnold zum neuen Vorsitzenden des Netzwerks gewählt. Er folgt auf Theo Schmid, der dem Ausschuss weiterhin als Mitglied erhalten bleiben wird. Im Kurzinterview erklärt der Simpiler Gemeindepräsident, weshalb er sich für die Oberwalliser Berggemeinden einsetzt.

Auf der NOB-Website lässt sich Sebastian Arnold wie folgt zitieren: «Ich engagiere mich für Berggemeinden, weil ich sie mit fundierten Fakten ins richtige Licht rücken will und nicht mit Gejammer.» Wird allgemein zu viel gejammert?

Ich stelle oft fest, dass die Berggemeinden fälschlicherweise als «Jammerer» abgestempelt werden und so ein schlechtes Image haben. Obwohl die Anliegen der Berggemeinden richtig sind, fehlt es manchmal an fundierten Fakten, konkreten Argumenten und der entsprechenden Kommunikation, damit die Haltung der Gemeinden zu gewissen Themen nachvollzogen werden kann. Mit gezielten Informationen will ich die Berggemeinden ins richtige Licht rücken. So kann man Verständnis schaffen für ihre Anliegen in der Bevölkerung und der Politik, um für die Interessen der Berggemeinden mehr Unterstützung zu erhalten.

Wie lauten die grössten Herausforderungen für die Oberwalliser Berggemeinden im Moment? In welche Richtung soll sich das NOB künftig entwickeln, um darauf reagieren zu können?

Das NOB hat sich für 2021-2024 eine Strategie erarbeitet mit drei klaren Handlungsfeldern. «Beobachten und Erkennen»: Hier möchte man die relevanten Entwicklungen in den politischen Rahmenbedingungen frühzeitig erkennen und die Anliegen der Mitgliedergemeinden erfassen. «Lobby, Vernetzung und Kommunikation»: Die Anliegen der Oberwalliser Berggemeinden sollen gehört und mitberücksichtigt werden. «Austausch und Unterstützung»: Die Berggemeinden finden gemeinsam Lösungen für komplexe Sachverhalte und teilen ihr Wissen und ihre Erfahrungen. An diesen Handlungsfeldern wird sich der NOB auch künftig orientieren.

Die Herausforderungen sind nach wie vor gross für die Berggemeinden. Neben dem Erhalt der Funktionsfähigkeit und dem Bevölkerungsstand gilt es die Attraktivität hochzuhalten mit zeitgemässen Angeboten der Grundversorgung und Dienstleistungen in unterschiedlichen Sektoren. Die aktuellen politischen Themen wie Wohnraum, Mobilität, Energie, Klima, Biodiversität, Nachhaltigkeit usw. betreffen auch die Berggemeinden stark. Zudem nehmen diese Gemeinden sehr wichtige Aufgaben wahr, was den Erhalt von traditionellen Kulturlandschaften betrifft, und tragen so viel bei zum Tourismus und zur Identität des Wallis bei. Auch in Zukunft gilt es für das NOB Änderungen von politischen Rahmenbedingungen frühzeitig zu erkennen und sich entsprechend einzubringen.

Arbeiten im Tal, leben im Bergdorf, viel Engagement im Amt als Gemeindepräsident und dazu noch Mandate wie neu den Vorsitz im NOB. Bringt man das alles unter einen Hut? Gibt es in Simplon-Dorf ein Geheimrezept für volle Batterien?

Tatsächlich stellt das Engagement für die Öffentlichkeit in nebenamtlichen Tätigkeiten phasenweise eine grosse Herausforderung dar für das private und das berufliche Umfeld. Insbesondere weil bei solchen Engagements oft nicht alles planbar ist und eben genau dann gehandelt bzw. reagiert werden muss, wenn ein Thema auftaucht und aktuell ist. Dies erfordert sehr viel Verständnis beim persönlichen Umfeld, da auch mein Hut manchmal nicht gross genug ist, um alles darunter zu bekommen. Eine solche Tätigkeit bringt aber auch sehr bereichernde Erfahrungen mit sich. Ich schätze den Austausch mit der Bevölkerung, die Eruierung der unterschiedlichen Interessen und bin sehr motiviert, gute Lösungen zu finden und mich für diese einzusetzen.

Ein eigentliches Geheimrezept für volle Batterien habe ich nicht, kann mich aber in der Simplonregion tatsächlich sehr gut erholen, schätze das Verständnis in meinem Umfeld, gönne mir pro Woche mindestens einen freien Abend und einen arbeitsfreien Tag und schalte während meinen Ferien wirklich komplett ab. Fürs «Batterienladen» haben wir bei uns in den Berggemeinden vermutlich schon einen grossen Pluspunkt. Es reicht halt schon ein Schritt vor die Wohnungstür und wir befinden uns direkt im attraktiven Naherholungsgebiet.

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